Du hast den 9-to-5-Job an den Nagel gehängt und willst dein eigenes Ding machen. Nichts kann dich und deine Selbstständigkeit aufhalten – nunja, bis auf die Sache mit den Steuern. Welche solltest du kennen?
Steuern für Selbstständige – der komplette Guide
- Warum Eigeninitiative gefragt ist
- Welche Steuern zahlen Selbstständige?
- 1. Die Einkommensteuer oder Körperschaftsteuer
- 2. Die Gewerbesteuer – wer zahlt sie?
- 3. Die Umsatzsteuer
- Fazit: Welche Steuererklärungen musst du abgeben?
- Brauche ich einen Steuerberater?
Bei Steuern für Selbstständige ist Eigeninitiative gefragt
Du wirst schnell merken: Während bei Angestellten die Steuern weitgehend automatisch vom Lohn abgezogen werden, müssen Selbstständige etwas Eigeninitiative zeigen (ja, Steuern für Freiberufler*innen können manchmal nerven ...). Wichtig ist, dass du die verschiedenen Steuerarten kennst und keine Fristen verpasst, damit du keine Probleme mit dem Finanzamt bekommst.
Viele holen sich einen Steuerberater zur Unterstützung. Andere trauen sich das Thema Steuern selbst zu, erledigen ihre Buchhaltung online in ihrem Geschäftskonto und machen ihre Steuererklärung selbst. Mit einem modernen Konto ist das inzwischen ziemlich unkompliziert.
🚀 Der Guide zum Start in die Selbstständigkeit
Unterschiedliche Steuern ja nch Rechtsform
Welche der Rechtsformen für Selbstständige hast du gewählt? Welche Steuern du als Selbstständige*r entrichten musst hängt davon ab ob du als ...
- Einzelunternehmen (Freiberufler*in oder Gewerbetreibende*r)
- Personengesellschaft (GbR, OHG) oder
- Kapitalgesellschaft (GmbH, UG)
... gegründet hast. Auch wie viel Umsatz und Gewinn du machst, spielt eine Rolle.
1. Die Einkommensteuer oder Körperschaftsteuer
Diese beiden Steuern sind eine der wichtigsten Einkommensquellen des Staates. Einkommensteuer zahlen natürliche Personen. Die Körperschaftsteuer dagegen betrifft Kapitalgesellschaften.
Die Einkommensteuer für natürliche Personen
Bist du als Einzelunternehmer*in oder Freiberufler*in tätig, versteuerst du deine persönlichen Einkünfte aus selbstständiger Tätigkeit.
Dazu erstellst du entweder
- eine Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR) oder
- eine Bilanz mit Gewinn- und Verlustrechnung.
Wie wird die Einkommensteuer berechnet?
- Zu Beginn deiner Selbstständigkeit füllst du den Fragebogen zur steuerlichen Erfassung aus und sendest ihn an das Finanzamt. Hier schätzt du deine Einkünfte.
- Auf der Grundlage der Schätzung deiner Einkünfte berechnet das Finanzamt deine Einkommensteuervorauszahlung, zunächst im monatlichen Rhythmus.
- Nach Ablauf eines Steuerjahres bist du zu einer Einkommensteuererklärung verpflichtet. Auf Basis deines Jahreseinkommens legt das Finanzamt die endgültige Höhe deiner Einkommensteuer fest. Jetzt kann es zu einer Nachzahlung kommen oder es springt eine Erstattung für dich heraus.
Wie hoch ist die Einkommensteuer?
Die Höhe der Einkommensteuer hängt von deinem Einkommen ab und liegt zwischen 14 Prozent (Eingangssteuersatz) und 42 Prozent (Spitzensteuersatz).
Bei einem Einkommen über 250.731 Euro (als Alleinstehende*r) fallen außerdem noch 3 Prozent Vielverdiener-Aufschlag an, auch Reichensteuer genannt.
Und wenn wir schon dabei sind – die Kirchensteuer gibt's auch noch
Zusammen mit der Einkommensteuer wird auch die Kirchensteuer eingezogen, falls du Teil einer Religionsgemeinschaft bist. Die Kirchensteuer beträgt je nach Bundesland 8 oder 9 Prozent.
Die Körperschaftsteuer für Kapitalgesellschaften
Wir erinnern uns – die Einkommensteuer betrifft nur natürliche Personen. Führst du dein selbstständiges Unternehmen dagegen als GmbH oder UG, fällt auf deren Gewinne die Körperschaftsteuer an.
Wie hoch ist die Körperschaftssteuer?
Die Körperschaftssteuer beträgt einheitlich 15 Prozent des Jahresgewinns.
Und wie sieht es mit deinem persönlichen Gehalt aus?
Als Gründer*in einer GmbH oder UG zahlst du dir ein Geschäftsführergehalt. Wie bei jedem Angestelltenverhältnis führst du, oder genau genommen deine Firma, Lohnsteuer für dieses Gehalt ab.
Der Solidaritätszuschlag
Diese Ergänzungsabgabe diente lange Zeit der Finanzierung der Kosten der deutschen Einheit. Im Jahr 2021 ist er für den Großteil (etwa 90 Prozent der Zahler*innen) entfallen, da die Freibeträge deutlich angehoben wurden.
"Von der weitgehenden Abschaffung des Soli profitieren besonders Steuerzahlende bis zu einer mittleren Einkommenshöhe. Die Steuerzahlenden werden von 2021 an voraussichtlich rund 10,9 Mrd. Euro weniger abführen."
Quelle: Bundesregierung
Welcher Freibetrag gilt für den Solidaritätszuschlag?
Seit 2021 liegt die Grenze bei 16.956 Euro für Ledige und 33.912 Euro bei zusammen Veranlagten.
Wie hoch ist der Soldidaritätszuschlag ("Soli")?
Der Soli beträgt 5,5 Prozent der festgesetzten Einkommensteuer oder Körperschaftsteuer.
2. Die Gewerbesteuer – wer zahlt sie?
- Wenn du einer gewerblichen Tätigkeit nachgehst und einen gewissen Umsatz erreicht hast, musst du Gewerbesteuer zahlen.
- Wenn du dagegen eine freiberufliche Tätigkeit ausübst, zahlst du keine Gewerbesteuer.
Ab wann zahlt man Gewerbesteuer?
Gewerbesteuer zahlst du erst ab einem Gewinn von 24.500 Euro – und zwar nur auf den Gewinn, der die Freigrenze übersteigt.
Freiberufler*innen sind von der Gewerbesteuer befreit.
Wie hoch ist die Gewerbesteuer?
Die Berechnung der Gewerbesteuer ist etwas komplizierter. Das liegt daran, dass die Gewerbesteuer eine Gemeindesteuer ist und sich regional unterscheidet.
- Grundsätzlich zahlst du 3,5 Prozent deines Gewerbeertrags.
- Dazu kommt noch je nach Gemeinde ein Hebesatz zwischen 200 Prozent und 900 Prozent.
- Die Gewerbesteuer beträgt also mindestens 7 Prozent.
- Als groben Richtwert kannst du von durchschnittlich 15 Prozent Gewerbesteuer ausgehen.
3. Die Umsatzsteuer, auch Mehrwertsteuer genannt
Auf die meisten Dienstleistungen und Produkte muss Umsatzsteuer bezahlt werden. Gerade unter Verbrauchern ist sie besser als Mehrwertsteuer bekannt. Als Selbstständige*r musst du Umsatzsteuer auf deine Waren und Dienstleistungen erheben und an das Finanzamt abführen. Ausnahmen gibt es nur für bestimmte Berufsgruppen, Waren und Dienstleistungen sowie für Kleinunternehmer*innen.
Wie hoch ist die Umsatzsteuer?
Die Mehrwertsteuer beträgt in der Regel 19 Prozent und ermäßigt 7 Prozent (bei Grundnahrungsmitteln, Büchern und Arztbesuchen).
Was ist der Vorsteuerabzug?
Bei Unternehmen ist die Umsatzsteuer ein durchlaufender Posten.
- Für Produkte und Dienstleistungen, die du selbst anbietest, musst du Umsatzsteuer erheben und ans Finanzamt abführen.
- Wenn du Produkte und Dienstleistungen von anderen Unternehmen beziehst, bezahlst du selbst Umsatzsteuer, in diesem Fall Vorsteuer genannt.
- Du kannst die bezahlte Vorsteuer mit deiner zu zahlenden Umsatzsteuer verrechnen. Dadurch verringert sich deine ans Finanzamt zu zahlende Umsatzsteuer. Das nennt sich dann Vorsteuerabzug.
💡 Tipp: Sehe deinen Umsatzsteuersaldo in Echtzeit
Umgehe die Umsatzsteuer mit der Kleinunternehmerregelung
Als Kleinunternehmer*in kannst du dich von der Umsatzsteuer befreien. Diese Regelung soll den bürokratischen Aufwand der Umsatzsteuer verringern.
Wer kann die Kleinunternehmerregelung nutzen?
Solange du als Unternehmer*in im laufenden Geschäftsjahr unter 22.000 Euro Umsatz und voraussichtlich im folgenden unter 50.000 Euro Umsatz bleibst, kannst du dich entscheiden, keine Umsatzsteuer abzuführen. Du kannst dann aber auch keine Vorsteuer zurückfordern.
Welche Vorteile hat die Kleinunternehmerregelung?
Als Kleinunternehmer*in kannst du
- deine Buchhaltung vereinfachen
- und günstigere Preise anbieten.
Du profitierst davon vor allem, wenn du Privatpersonen als Kund*innen hast. Für diese sind die Preise niedriger, weil sie keine Umsatzsteuer (auch als Mehrwertsteuer bekannt) bezahlen müssen. Wenn du Unternehmen als Kunden hast, spielst das keine Rolle.
Hast du als Kleinunternernehmer*in auch Nachteile?
Wenn du dich für die Kleinunternehmerregelung entscheidest, musst du dies auf deinen Rechnung erwähnen. Für deine Kund*innen ist damit ersichtlich, dass dein Unternehmen eine überschaubare Größe hat.
Überlege dir deshalb gut, ob es für dich das Richtige ist und ob dir die Kleinunternehmerregelung wirklich finanzielle Vorteile bringt.
Mehr dazu in der Holvipedia:
- Alles zur Kleinunternehmerregelung
Fazit: Welche Steuererklärungen musst du als Selbstständige*r abgeben?
Einkommensteuererklärung oder Körperschaftsteuererklärung
- Schon während des Jahres leistest du monatliche oder vierteljährliche Vorauszahlungen.
- Nach Ablauf des Geschäftsjahres gibst du eine jährliche Steuererklärung ab.
Gewerbesteuererklärung
- Eine Gewerbesteuererklärung musst du nur abgeben, wenn du einer gewerblichen Tätigkeit nachgehst – also nicht Freiberufler*in bist.
- Auch für die Gewerbesteuer leistest du in der Regel vierteljährliche Vorauszahlungen.
- Nach Ablauf des Geschäftsjahres gibst du eine jährliche Steuererklärung ab.
Umsatzsteuervoranmeldung
- Jeden Monat oder jedes Quartal gibst du eine Umsatzsteuervoranmeldung mit deinen Einnahmen und Ausgaben ab.
- Anhand dieser Angaben berechnet sich deine Umsatzsteuervorauszahlung.
- Kleinunternehmer*innen müssen keine Umsatzsteuervoranmeldung abgeben
Umsatzsteuererklärung
- Nach Ablauf des Geschäftsjahres gibst du eine jährliche Steuererklärung für deine Umsatzsteuer ab.
- Auch als Kleinunternehmer*in bist du dazu verpflichtet, aber in einer vereinfachten Form.
Brauche ich einen Steuerberater?
Wenn du das Gefühl hast, dass Steuern dich überfordern oder du nicht so viel Zeit von deiner eigentliche Arbeit abzwacken möchtest, kannst du prüfen, ob ein Steuerberater sich für dich lohnt. Für die Suche nach einem Steuerberater haben wir dir nützliche Tipps zusammengestellt: Wie finde ich einen Steuerberater?
Und jetzt – einen guten Start!