Die Geschichten von Freiberufler*innen sind so vielseitig wie die Menschen hinter diesen Geschichten. Selbstständigkeit bedeutet Freiheit und Selbstbestimmtheit – und Verantwortung.
Trotz vieler besonderer Herausforderungen können sich die meisten Freiberufler*innen ein Leben in Festanstellung kaum noch vorstellen. Für sie überwiegen die Vorteile.
Den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen, erfordert Mut. Jana Berthold hat diesen Schritt vor kurzem getan. Wie Jana zu dem Entschluss kam in die Selbstständigkeit zu gehen, nachdem sie viele Jahre in einer Agentur tätig war – zuletzt als Leitung der Marketingabteilung und Öffentlichkeitsarbeit – erfahrt ihr in diesem Interview.
Wenige Wochen bevor Jana sich selbstständig gemacht hat, haben wir ein Interview mit ihr geführt. Darin hat sie uns verraten, wie der Gründungsprozess abläuft, wie sich ihr Übergang von Festanstellung zu Selbstständigkeit gestaltet hat und was sie an der Selbstständigkeit so liebt.
Du machst dich selbstständig. Kannst du in einem Satz sagen, wie deine zukünftige Arbeit aussieht?
Strategische zielgruppenorientierte Textarbeit.
Soll heißen – ich entwickle strategische Konzepte für die Kommunikation von Unternehmen mit ihrer Zielgruppe. Zunächst entwickle ich also die Strategie, Tonalität und so weiter und setze diese im zweiten Schritt dann in Form von Textproduktion auch um.
Du befindest dich also gerade kurz vor der Gründung – wie bist du zu dem Entschluss gekommen, diesen Schritt zu wagen?
Nach einigen Jahren in einer Agentur habe ich erstmal beschlossen, zu reisen. Danach habe ich mich im letzten Jahr, also 2019, wieder auf die Suche nach einer Festanstellung gemacht.
Das Durchlesen der Stellenbeschreibungen habe ich als extrem demotivierend empfunden. Mir wurde klar, dass ich nicht mehr so arbeiten möchte, wie in den Inseraten beschrieben. Also bin ich zu dem Schluss gekommen – ich mache das jetzt alleine. Ich muss meine eigene Chefin sein.
Ich komme aus einer Unternehmerfamilie und dachte immer, ich würde mich auf keinen Fall selbstständig machen. Jetzt mache ich mich selbstständig und denke ich hätte das schon viel früher tun sollen.
Vermeide vier typische Fehler beim Start in die Selbstständigkeit.
Wie bist du den Übergang von der Festanstellung zur Selbstständigkeit angegangen?
Ich habe den Übergang über Freizeit gestaltet. Nachdem ich in der Agentur, in der ich vorher gearbeitet habe, aufgehört habe, bin ich erstmal ganz viel reisen gegangen. Ich wusste noch gar nicht, was ich machen möchte.
Mein Freund ist mit mir zusammen gereist und hat seine Arbeit auf 20 Stunden reduziert und diese remote gearbeitet. Da habe ich gemerkt, dass mein nächster Job mir auf jeden Fall auch die Freiheit geben muss, remote – von überall – arbeiten zu können.
Das mit dem Texten kam dann tatsächlich im Herbst 2019 total spontan. Das war auf einmal einfach da. Ich musste mich mit irgendwas selbstständig machen. Also was mach ich? Texten! Alles klar. So als ob das schon lange in mir geschlummert hatte und dann aus mir heraus kam.
Vorher habe ich in der Agentur die Abteilung Marketing und Öffentlichkeitsarbeit geleitet. Also ist das, was ich jetzt mache, sozusagen ein Teilbereich von dem, was ich vorher gemacht habe.
Du steckst gerade also voll in der Vorbereitung und Planung. Gibt es dabei schon Hürden?
Genau. Seit September 2019 bereite ich meine Selbstständigkeit vor.
Dadurch, dass ich vorher so viel Freizeit hatte, ist jetzt diese intrinsische Motivation wieder da. Ich stehe gerne früh morgens auf und arbeite manchmal die ganze Nacht durch, weil ich gerade an einer Idee herumspinne.
Zeit ist für mich gerade extrem fließend. Ich investiere viel Zeit in Netzwerkaufbau und arbeite sonst an meiner eigenen Webseite, meinen Inhalten, Darstellungen und meinem Portfolio.
Dazu kommen natürlich die ganzen bürokratischen Dinge wie Steuerberater, Geschäftskonto und so weiter. Das nimmt zwar schon Zeit in Anspruch, aber das drücke ich eigentlich eher so weg. Das mache ich, weil es sein muss und dann ist es abgehakt.
Aber ich erlebe die bürokratischen Aufgaben auch als sehr positiv. Ich habe ein Versicherungspaket gefunden, das genau auf Freelancer wie mich, die im Medienbereich arbeiten, zugeschnitten ist. Wahnsinn – ich wusste bis dato gar nicht, dass es sowas gibt. Es gibt offensichtlich die Erkenntnis in dieser Welt, dass solche Services für diese Art von Arbeit durchaus sinnvoll sind.
Ein Geschäftskonto habe ich noch nicht eröffnet, aber da bin ich ähnlich vorgegangen und habe geschaut, was es extra für Freelancer gibt. So bin ich dann bei Holvi gelandet.
Zu den steuerlichen Sachen – mir war klar, dass ich mit dem ganzen Steuerkram nichts zu tun haben möchte und habe mir sofort einen Steuerberater genommen. Da bin ich sehr pragmatisch und mache einfach, was gemacht werden muss. Daher habe ich auch keine Angst davor.
Was meine Finanzverwaltung betrifft, halte ich es simpel. Einnahmen und Ausgaben halte ich in einer Excel-Tabelle fest, die ich dann an meinen Steuerberater schicke. Von da übernimmt er. Mir ist Effizienz sehr wichtig. Ich bin strukturiert und organisiert und entwickle schnell effiziente Systeme, um notwendige Arbeiten zu erledigen – auch wenn sie keinen Spaß machen.
Ab wann lohnt sich ein Steuerberater?
Die gesamte Selbstständigkeit erlebe ich bisher als Befreiung. Ich habe noch nichts Negatives erlebt. Die Menschen auf den Ämtern sind immer sehr positiv und freundlich. Wenn ich sage, dass ich gerade in der Gründung bin, bekomme ich auch noch Nestwärme.
War dir sofort klar, wer deine Zielgruppe ist?
Überhaupt nicht.
Mir gefällt Diversität bei Kunden und Aufgabenbereichen und ich entdecke und erforsche gerne neue Kontexte. Immer wieder das Gleiche abarbeiten, würde mir schwerfallen.
Wie bist du praktisch an das Thema Gründung herangegangen?
Ich habe an einem dreitägigen Gründerseminar teilgenommen. Meine Hoffnung war, dort zu erfahren, was es an Neuerungen in der Selbstständigkeit gibt. Ich habe zu Studienzeiten schon freiberuflich gearbeitet und dachte, das Seminar würde mich auf dem neuesten Stand bringen. Leider ist das aber alles noch sehr tradiert.
Meine größte Herausforderung ist gerade, mein Netzwerk aufzubauen. Mich zu entscheiden, wen ich aus früherer Zusammenarbeit mitnehmen möchte zum Beispiel. So eine Art Frühjahrsputz des Netzwerks.
Es gibt aber auch Kontakte, die ich komplett neu finden muss. Andere Texterinnen und Texter zum Beispiel, an die ich meine Kunden weiter verweisen kann, wenn ich gerade keine Kapazitäten habe. Das ist zeitintensiv, weil ich diese Menschen auch persönlich treffen möchte. Aber es macht auch unglaublich viel Spaß, weil das total inspirierend ist.
Setzt du dir selbst Ziele, die du mit deinem Unternehmen erreichen möchtest?
Jahresziele setze ich mir schon. Das habe ich gemacht, als ich meinen Businessplan erstellt habe. Der Businessplan ist für mich als freie Texterin sehr simpel. Ich habe ja keine Büroräume oder Mitarbeiter, dadurch bin ich vielleicht auch so angstfrei.
Zu Hause habe ich kein Büro eingerichtet, weil ich eh viel von unterwegs arbeiten werde. Dann gehe ich lieber in einen Co-Working-Space, wenn ich daheim bin und mir die Decke auf den Kopf fällt. Somit sind meine geschäftlichen Ausgaben sehr gering. Der höchste Kostenpunkt ist wohl meine Berufshaftpflichtversicherung.
Insofern ist mein Businessplan total überschaubar. Er beinhaltet eigentlich nur, was ich zum Leben einnehmen muss.
Hast du vor, als Selbstständige bei der klassischen 40-Stunden-Woche zu bleiben?
Ich fahre den Ansatz nicht nach festen Stundenvorgaben zu arbeiten.
Aber letztlich ist auch das schwer zu sagen. Mal werden mehr Kunden da sein und mal weniger, es wird sich schließlich ergeben. Ich lasse auch das auf mich zukommen.
Hast du Befürchtungen oder Sorgen im Hinblick auf die Zukunft?
Ja. Ich habe Sorgen, weil ich aktuell mich selbst und meine privaten Leidenschaften in den Hintergrund stelle. Zum Beispiel mache ich gerade deutlich weniger Sport. Ein Tag ist sehr schnell um und ich habe dann zwar viel geschafft, aber dieser Tag ist trotzdem um und ich war mir nicht ganz treu. Das passiert.
Aber ich merke das und versuche aktiv dagegen anzugehen. Ich habe mich jetzt zum Beispiel bei einem Yoga-Kurs angemeldet und verabrede mich mindestens einmal die Woche fest. So mache ich mir selbst äußeren Druck, mich um mich selbst zu kümmern.
Wenn ich für etwas brenne, vergesse ich schnell das Drumherum und konzentriere mich nur auf diese eine Sache. Das kann natürlich auch ein Vorteil sein. Für mein Privatleben und mein Gesundheitsgefühl ist es aber nicht so gut. Ich hoffe, dass sich das regeln wird, wenn ich richtig in meiner Arbeitsroutine bin.
Ein wichtiges Thema – Work-Life-Balance.
Worauf freust du dich mit Blick auf deine baldige Selbstständigkeit am meisten?
Ich freue mich total auf die Kunden. Mein bisheriges Netzwerk besteht aus so unglaublich tollen Menschen, die Wertschätzung und Dankbarkeit zeigen. Das kenne ich so aus der Agentur nicht.
Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit wunderbaren Menschen. Das ist vielleicht auch ein weiterer Grund, weshalb ich so wenig Angst vor der Selbstständigkeit habe – weil bisher alles so gut läuft und ich jetzt schon sehr produktiv bin.
Inspiriert?
Hat dich Janas Geschichte inspiriert, deinen Traum von der Selbstständigkeit auch in die Tat umzusetzen? Fang’ gleich an. Hier findest du schon mal ein Konto für Selbstständige, das zu dir passt.