Der oder die eigene Chef*in sein – das hat so seine Vorzüge, denn du musst beispielsweise deinen Chef nicht um Urlaub fragen. Du nimmst ihn dir einfach. So läuft es zumindest in der Theorie. Aber machst du es wirklich? Wann hattest du deinen letzten längeren Urlaub? Tatsache ist doch, dass sich viele Selbstständige nicht trauen, mal für länger weg zu sein.
Wenn du noch frisch in der Selbstständigkeit bist, dann fühlen sich die ganzen Freiheiten erfüllend an. Du kannst deine Freizeit so planen, wie du möchtest. Dennoch nimmst du die Arbeit aber mit. Gerade am Anfang fühlt sich Arbeit auch nicht unbedingt wie Arbeit an. Wer will da schon den Laptop schließen und Urlaub machen?
Warum machen Selbstständige kaum Urlaub?
Urlaub ist wichtig für eine gute Work-Life-Balance. Aber Urlaub kann Selbstständigen tatsächlich Angst und Stress bereiten. Keine gute Voraussetzung für ein erholsames Urlaubserlebnis. Aber woran liegt das?
Du führst dein Unternehmen alleine
Viele Selbstständige sind alleine für ihr Unternehmen verantwortlich und haben Angst, eine Vertretung einzustellen oder können vielleicht gar keine finden. Ladenbesitzer oder Friseure haben beispielsweise Bedenken, ihr Geschäft in die Hände einer weniger erfahrenen Vertretung zu geben. In anderen Branchen, wie z. B. bei Grafik-Designern oder Beratern, wird die Vertretungssuche zusätzlich erschwert.
Angst davor, Aufträge zu verpassen
Vor allem Selbstständige, die noch am Anfang stehen, haben Angst, Urlaub zu nehmen und dadurch Aufträge abzulehnen. Was ist, wenn die Kunden nach meinem Urlaub nicht mehr interessiert sind? Wenn dein Kundenstamm sich etabliert hat, verschwinden diese Bedenken auch. Aber gerade am Anfang hat man das Gefühl, alle Aufträge annehmen zu müssen und somit auf seinen Urlaub zu verzichten.
Der Druck, ständig erreichbar zu sein, ist belastend. Es kann sein, dass der Druck auch nur in deinem Kopf vorkommt, aber es gibt natürlich auch Kunden, die ungeduldig sind und denken, du hast rundum die Uhr erreichbar zu sein. Dennoch: es ist nur verständlich, dass du auch mal Urlaub brauchst.
Das Geld reicht nicht
Manchmal kannst du dir den Urlaub vielleicht einfach nicht leisten. Gerade am Anfang kann das ein Problem sein, weil du einfach noch nicht die Zeit hattest, dir einen kleinen Puffer anzusparen. Es steht natürlich auch fest, dass du während des Urlaubs keine Einnahmen hast.
Unregelmäßiger Workload
Manche Branchen sind sehr von saisonalen Festtagen und Perioden abhängig, was wiederum einen Einfluss auf die Urlaubszeit von Selbstständigen hat. In der heißen Phase will man natürlich nicht einfach dicht machen. Nur weil du nicht in der typischen Urlaubszeit wegfahren kannst, heißt das nicht, dass du gar keinen Urlaub machen kannst.
So klappt es mit dem Urlaub
Jahrelang so vor sich her arbeiten und immer da sein, ist für keinen eine gute Wahl. Was, wenn du wirklich unter Urlaubsmangel leidest?
Plane deinen Urlaub
Klingt so einfach, ist aber dennoch schwer. Aber wenn man die „Verpflichtung‟ hat, hält man sich auch eher dran. Sprich: Entscheide schon früh im Jahr, dass du Ende Juli für 2 Wochen im Urlaub bist. Trag es in deinen Kalender und plane. Sag deinen Kunden rechtzeitig Bescheid und erinnere sie noch mal, z. B. über die Signatur in deinen E-Mails oder über andere Kanäle, über die du mit deinen Kunden in Kontakt bleibst.
Wenn dein Urlaub feststeht und deinen Kunden rechtzeitig kommuniziert wird, kann alles ganz einfach laufen. Ganz wichtig: Halte dich an deine Urlaubspläne! Nimm keine Last-minute-Projekte an!
Es müssen ja nicht immer gleich Wochen am Stück sein
Wenn ein Monat Urlaub unrealistisch für dich ist, dann fang klein an. Du kannst dir auch mal ein langes Wochenende gönnen und z. B. Brückentage sinnvoll nutzen. Gerade bei kurzen Urlauben solltest du wirklich die Erholung zum Ziel haben – also Smartphone ausschalten, keine E-Mails oder irgendwelche Aufgaben zwischendurch.
Falls das Geld für einen (Kurz-)Urlaub knapp sein sollte, gibt es auch immer Balkonien – zu Hause oder in deiner Stadt/Region gibt es auch schöne Orte und Möglichkeiten, wie du Erholung findest. Aber auch auf Balkonien gilt: Hände weg vom Handy und von der Arbeit!
Gib ab und delegiere
Natürlich bist du dein Unternehmen. Und dein Unternehmen ist dir wichtig. Da ist es nur verständlich, dass du am liebsten alles selbst machen möchtest. Aber gerade wenn du Mitarbeiter hast, weißt du, wie sie arbeiten. Also vertraue ihnen einfach. Wenn du das gewisse Gefühl der Sicherheit haben willst, sei telefonisch für deine Vertretung erreichbar. Das Telefon sollte wirklich nur für Notfälle sein. Falls es der erste Urlaub für dich, bei dem du die Zügel für eine gewisse Zeit abgibst, kannst du dich auch einmal die Woche updaten lassen. Aber vergiss nicht: du bist im Urlaub. Du sollst dich erholen und nicht an die Arbeit denken.
Wenn du schon ein kleines Netzwerk in deiner Branche aufgebaut hast, kannst du auch andere Selbstständige aus deinem Bereich fragen, dich in deinem Urlaub zu vertreten – und du kannst das Gleiche für sie machen, wenn sie im Urlaub sind. Eine Hand wäscht die andere.
Lege die richtigen Preise fest
Setze deinen Freelancer-Stundensatz so fest, dass du alle Kosten und Ausgaben abdecken kannst. Aber auch solche Extras wie Urlaub (oder Krankheitstage) müssen eingeplant werden. Wenn es bisher nicht geklappt hat, dass du Geld für Urlaub zur Seite legen konntest, überprüfe deine Preise.
Sei Herr über deine Zeit
Als Selbstständiger bist du dein eigener Chef und hast die Kontrolle. Es kann aber auch passieren, dass die Arbeit die Überhand gewinnt. Und trotzdem brauchst du Urlaub. Wenn der Sommer ohne Auszeit vorbeigegangen ist, dann bereite dich auf die nächste Urlaubszeit vor und stell sicher, dass du deinen Urlaub bekommst.