Wozu braucht man eigentlich einen Freelancer-Vertrag? Ist das nicht unnötige Bürokratie? Oder verschreckt man damit nicht seine Kund*innen?  

Gerade am Anfang der Selbstständigkeit wird die Wichtigkeit von Verträgen oder schriftlichen Abmachungen unterschätzt.

Dafür gibt es unterschiedliche Gründe. Zum einen sind Selbstständigen die Konsequenzen und Risiken oft gar nicht bewusst. Sie denken: „Was kann denn schon schiefgehen? Man kennt sich doch!“

Zum anderen nehmen der Aufbau des eigenen Unternehmens und die Kundenakquise so viel Zeit in Anspruch, dass Verträge im Eifer des Gefechts schlichtweg vergessen werden.

Kommt es dann zu Meinungsverschiedenheiten oder gar zum Streit, ist die Ernüchterung umso größer.

In diesem Beitrag zeigen wir dir, warum ein rechtssicherer Vertrag viel mehr ist als eine lästige Formsache.

Vertrag aufsetzen als Freelancer – 6 Vorteile im Überblick    

Verträge dienen in erster Linie der Absicherung. Aber sie haben auch viele weitere Vorteile für dich und deinen Kunden.

1. Klarheit

Genau wie ein gründlich formuliertes Angebot, schafft ein Vertrag Klarheit für beide Seiten. Dein Kunde weiß genau, welche Leistungen er bis wann zu welchem Preis erhält, was in der Leistung enthalten ist und welche Pflichten er möglicherweise selbst erfüllen muss (z. B. Material zur Verfügung stellen, Zugangsdaten mitteilen, Feedback geben). Umgekehrt weißt du, was du in welchem Zeitraum zu liefern hast. So ist der Rahmen der Zusammenarbeit von vornherein klar abgesteckt und Missverständnisse können vermieden werden.

2. Schutz vor „Endlosprojekten“

Bist du im kreativen Bereich tätig? Ein Vertrag schützt dich am effektivsten vor immer weiter ausufernden Endlosprojekten. Indem du die Anzahl der Korrekturschleifen und Änderungen vorher genau bestimmst, gerätst du gar nicht erst in eine Situation, in der ein Projekt zum nicht endenden Albtraum wird. Damit erreichst du zwei Dinge: Du kannst den Zeitaufwand für ein Projekt besser abschätzen. Gleichzeitig kannst du sicherstellen, dass deine ursprüngliche Kalkulation realistisch ist und du nicht zu einem schlechten Freelancer-Stundensatz arbeitest.

3. Mehr Sicherheit

Ein Vertrag bietet vor allem eins: Sicherheit. Du weißt genau, mit wem du es zu tun hast und erhältst die kompletten Kontaktdaten deines Kunden – in Zeiten des Internets, wo du viele deiner Kunden nicht persönlich triffst, ist das besonders wichtig. Das macht den Kunden identifizierbar und somit greifbar. Sollte es zu einem Rechtsstreit kommen, hast du eine deutlich bessere Ausgangsposition als bei rein mündlichen Abmachungen, denn diese lassen sich im Nachhinein nur schwer beweisen. Und es gibt noch einen weiteren Vorteil: Unseriöse Kunden werden schnell abgeschreckt, wenn sie merken, dass du kein Projekt ohne wichtige Eckdaten und klare Vereinbarungen beginnst.

4. Kostentransparenz

Die meisten Streitigkeiten entstehen aufgrund mangelnder Kommunikation und fehlender Kostentransparenz. So fühlt sich der Kunde womöglich vor den Kopf gestoßen, wenn er plötzlich mit einer unerwarteten Rechnung konfrontiert wird. Umgekehrt können nicht bezahlte Rechnungen die Kundenbeziehung stark belasten. Mithilfe eines Vertrags sorgst du von Anfang an für Transparenz. Der Kunde weiß, mit welchen Kosten er wann rechnen muss und wie sich die Preise zusammensetzen.

Überlege dir auch: Wie werden zusätzliche Arbeiten honoriert? Bis wann soll gezahlt werden? Wie hoch ist eine mögliche Anzahlung?

5. Klar definierte Arbeitszeiten  

E-Mails bis spät in die Nacht oder Anrufe am Sonntagmorgen? Keine gute Voraussetzung für Work-Life-Balance.

Ein großes Problem sind Kund*innen, die rund um die Uhr deine Aufmerksamkeit einfordern oder einfach keine Grenzen kennen. Damit du stets die Kontrolle über ein Projekt behältst, kannst du deine Arbeits- und Sprechzeiten im Vertrag festlegen. Der Vorteil: Du hast auch mal Freizeit und läufst nicht Gefahr, dich zu sehr zu verausgaben. Der Kunde wiederum weiß von Anfang an, wo es lang geht und wann er mit einer Antwort auf seine Fragen rechnen kann.

Vielleicht sitzt dein Kunde auch im Ausland und euch trennen mehrere Zeitzonen. Auch in diesem Fall können vorab vereinbarte Zeiten die Kommunikation vereinfachen und verhindern, dass ungewollte Verzögerungen entstehen.

6. Professionalität

Indem du mit rechtssicheren und transparenten Verträgen arbeitest, signalisierst du deinen Kunden Professionalität. Viele Freelancer und Jungunternehmer haben Angst, Kunden durch Verträge und AGB zu verschrecken. Sie verhalten sich oft defensiv, weil sie nicht zu streng oder anspruchsvoll wirken wollen. Dabei ist genau das Gegenteil der Fall: Die Chancen stehen gut, dass du durch professionelles Auftreten automatisch bessere Kunden anziehst.

Wie formuliert man einen Vertrag?

Erfahrene Selbstständige und Experten empfehlen, dass man sich einmal die Mühe macht, einen Standardvertrag auszuarbeiten, am besten mit Unterstützung eines Anwalts. Er kann dir dabei helfen, einen an deine Branche und Bedürfnisse angepasste Vertragsvorlage zu erstellen, die du dann für die jeweiligen Kunden und Projekte anpassen kannst.

Da bei verschiedenen Fachbereichen sehr unterschiedliche Dinge wichtig sein können, kommt man um eine fachmännische Beratung meist nicht herum. So sind AGB gerade im Bereich Webdesign besonders relevant, da bei einem gescheiterten Projekt sogar eine Haftung drohen kann.

Daher gilt: Auch wenn ein Vertrag mit einer gewissen Investition verbunden ist, kannst du davon ausgehen, dass er dir im Laufe der Jahre viel Ärger, Nerven und Geld ersparen kann.

Schriftliche Vereinbarungen schaffen die Voraussetzung für ein gelungenes Projekt

Vielleicht fragst du dich jetzt, ob wirklich immer ein Vertrag her muss. Natürlich gibt es auch mal kleine Aufträge, die nicht unbedingt ein mehrseitiges Vertragspapier voraussetzen. Doch selbst hier gilt die Devise: Transparenz und eine funktionierende Kommunikation sind wichtige Grundvoraussetzungen für ein gelungenes Projekt und eine gute Kundenbeziehung. Fasse Abmachungen immer noch einmal schriftlich zusammen und lass sie dir von deinem Kunden bestätigen. So sind sowohl du als auch dein Kunde immer auf der sicheren Seite!

Geschäftskonto – auch für Freiberufler sinnvoll.

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