Dein geplanter Blog hat noch keinen einzigen Beitrag, deine Produktentwicklung steht still oder aus deinem Plan, mehr Sport zu treiben, ist nie Realität geworden? Zwischen Ziele setzen und Ziele erreichen kann ganz schön viel schiefgehen. Wie geht es besser?
„Nur wer sein Ziel kennt, findet den Weg.“ Laotse, chinesischer Philosoph
Vielleicht fragst du dich jetzt, warum man Ziele konkret formulieren sollte. Reicht es nicht, dass man etwas erreichen will oder weiß: Da will ich hin?
Stell dir vor, du würdest dich ohne eine Adresse und Navi in ein Auto setzen und einfach losfahren. Wie hoch ist wohl die Wahrscheinlichkeit, dass du den Traumstrand, von dem du nur ein Bild in einem Reisekatalog gesehen hast, auch findest?
Es ist sicher nicht unmöglich. Aber die Chance, dass du dich immer wieder verfährst und vielleicht an ganz anderen Orten landest, ist deutlich höher. Vor allem wäre es schwer zu prüfen, ob der Strand, den du entdeckst, auch tatsächlich derjenige ist, den du ursprünglich finden wolltest.
Etwa so verhält es sich auch mit Zielen. Ungenaue Ziele führen zu ungenauen Ergebnissen. Mit einem klaren Fahrplan hingegen, kannst du deine Ziele schneller und sicherer erreichen. Folgende Formel und Tipps können dir dabei helfen.
Die SMART-Formel ist ein praktisches Hilfsmittel zur Zielformulierung. Dabei handelt es sich um ein Akronym für die englischsprachigen Wörter Specific, Measurable, Achievable, Reasonable und Time Bound. Die Übersetzungen variieren etwas, aber das Prinzip bleibt dasselbe. Es geht darum, Ziele so zu formulieren, dass sie möglichst spezifisch sind und sich daraus leicht nächste Handlungsschritte ableiten lassen.
Ein Ziel sollte so genau und konkret wie möglich sein und genau definieren, was du erreichen möchtest. Folgende Vorsätze sind z. B. sehr vage formuliert.
„Ich möchte mehr Kunden haben“
„Ich möchte meinen Umsatz steigern“
„Ich möchte mehr Sport machen“
Was wären zum Beispiel „mehr“ Kunden für dich? Wie kannst du überhaupt messen, ob du dein Ziel erreicht hast? Bis wann möchtest du mehr Kunden haben? In einem Monat, in einem Jahr oder vielleicht erst in fünf Jahren?
Du merkst schon: Wenn dein Ziel nicht spezifisch ist, lassen sich daraus nur schwer nächste Handlungsschritte ableiten. Ohne ein Zieldatum fehlt außerdem jegliche Dringlichkeit und damit auch der „Druck“ überhaupt etwas zu tun.
Damit kommen wir zum nächsten Punkt: Dein Ziel sollte messbar sein. Überlege dir, was an deinem Ziel messbar ist bzw. wie du es messbar machen kannst.
Wann möchtest du das Ziel erreichen?
Gibt es eine bestimmte Zahl, die du anstrebst (Umsatz, Anzahl von Kunden, eine bestimmte Kilometerzahl beim Joggen)?
Indem du dein Ziel (und deine Zwischenziele) messbar machst, werden deine Fortschritte sichtbar. Das motiviert!
Du könntest zum Beispiel sagen: Bis zum 1. Dezember habe ich 50 Neukunden akquiriert.
Ein solches Ziel wird dich auf ganz andere Weise motivieren, weil du nun eine konkrete Zahl hast, auf die du hinarbeiten kannst.
Das Ziel sollte natürlich auch motivierend sein.
Überlege dir also: Warum willst du ein bestimmtes Ziel erreichen?
Beispiel: Mehr Kunden
Mehr Kunden bedeuten z. B. eine bessere Auslastung, mehr Stabilität und führen zu finanziellem Erfolg. Wenn du dein Warum kennst und weißt, mit welchen positiven Auswirkungen zu rechnen ist, sobald du dein Ziel erreichst, wirst du mit viel mehr Motivation und Begeisterung in die Umsetzung gehen.
Zu hoch gesteckte, unrealistische Ziele sind kontraproduktiv. Wenn du bereits ahnst, dass etwas nicht machbar ist, wirst du wahrscheinlich schnell aufgeben. Anstatt also zu sagen:
„Ich mache im ersten Monat nach der Gründung 100.000 Euro Umsatz“
ist es wahrscheinlich viel realistischer erst mal die ersten 1000 oder 10.000 Euro anzupeilen. Das hat auch den Vorteil, dass dich jedes erreichte Zwischenziel motiviert, weiter zu machen. Vielleicht merkst du im Laufe des Prozesses aber auch, dass die Umsetzung länger dauert als ursprünglich geschätzt. In diesem Fall kannst du dein Ziel immer nachjustieren und entsprechend anpassen.
Wann immer es möglich ist, sollten Ziele auch eine konkrete Zeitangabe erhalten. Das hat einen Grund: Der britische Soziologe C. Northcote Parkinson stellte schon 1955 fest: „Arbeit dehnt sich in genau dem Maß aus, wie Zeit für ihre Erledigung zur Verfügung steht.“
Vielleicht hast du bereits selber die Erkenntnis gemacht: Wenn du für eine Aufgabe eine Stunde einplanst, erledigst du sie genau in einer Stunde. Hast du hingegen zwei Stunden Zeit dafür, brauchst du für dieselbe Aufgabe zwei Stunden.
Ohne ein zeitliches Ziel läufst du also Gefahr, dass sich deine Vorhaben endlos in die Länge ziehen – oder gar nicht erst begonnen werden.
Daher gilt: Setze dir, wenn möglich, eine zeitliche Frist, bis wann du dein Ziel bzw. kleinere Zwischenziele erreichen möchtest.
Fragt man erfolgreiche Unternehmer nach ihrem Erfolgsrezept, erhält man oft einen verblüffend einfachen Ratschlag: Ziele sollten schriftlich festgehalten werden.
Welche Auswirkungen die Verschriftlichung von Zielen haben kann, zeigt eine Studie der Psychologie-Professorin Dr. Gail Matthews von der Dominican University of California. Die Teilnehmer ihres Versuches wurden in fünf Gruppen aufgeteilt und sollten ihre Ziele je nach Gruppe mündlich oder schriftlich formulieren
Es stellte sich heraus, dass das Aufschreiben von Zielen einen signifikant höheren Erfolg nach sich zieht. Von denjenigen Teilnehmern, die ihre Ziele nur mündlich formuliert hatten, erreichten lediglich 43 % ihr Ziel. Bei den Teilnehmern, die ihre Ziele außerdem schriftlich festgehalten hatten, lag die Zahl bereits bei 60 %. Noch höher lag die Erfolgsquote jedoch bei Teilnehmern, die außerdem konkrete Maßnahmen zur Erreichung ihrer Ziele notierten.
Indem du deine Ziele und konkrete Maßnahmen schriftlich festhältst, kannst du deine Erfolgschancen also spürbar erhöhen.
Die Studie der Professorin Dr. Gail Matthews bestätigt noch einen weiteren wichtigen Aspekt, den viele Selbstständige in der Praxis als hilfreich empfunden haben. Am allererfolgreichsten waren diejenigen Versuchsteilnehmer, die wöchentlich einem Freund über ihren Fortschritt berichteten.
Aus genau diesem Grund lohnt sich ein sogenannter Accountability Partner, also jemand, gegenüber dem du rechenschaftspflichtig bist.
Das mag im ersten Moment nach Kontrolle klingen, aber Hand aufs Herz: Ist es nicht so, dass du Dinge ganz anders priorisierst, wenn du weißt, dass du es jemand anderem versprochen hast oder etwas öffentlich angekündigt hast?
Genau darum geht es auch beim Accountability Partner. Indem du eine andere Person über deine Ziele informierst und regelmäßig über deinen Fortschritt auf dem Laufenden hältst, erhöht das automatisch den Druck, den Worten auch Taten folgen zu lassen.
Am besten geeignet für die Rolle ist eine Person, zu der du ein gutes Verhältnis hast und der du vertraust, z. B. ein anderer Selbstständiger, mit dem du dich regelmäßig austauschst.
Manchmal funktioniert ein Plan nicht wie ursprünglich vorgesehen. Das kann viele Gründe haben. Vielleicht war dein Ziel von vornherein unrealistisch oder du merkst, dass dein Vorhaben erst mal keine Priorität hat. Vielleicht ist auch etwas Unerwartetes passiert, was deinen Zeitplan durcheinander geworfen hat. Das ist völlig normal und gehört zur Selbstständigkeit dazu.
Oft kann ein gescheiterter Plan auch wichtige Learnings enthalten und dir aufzeigen, wo es noch Verbesserungsbedarf gibt.
Wenn sich ähnliche Probleme mehrfach wiederholen, kann es auch sinnvoll sein, sich Hilfe von einem Fachmann zu holen. Das kann ein Gründungsberater sein, mit dem du noch mal deine Kalkulation oder deinen Marketingplan durchgehst oder auch ein Coach, der dir dabei hilft, Klarheit über deine Wünsche und deine eigenen (Lebens-)Ziele zu gewinnen.
Zielsetzung ist nicht alles, aber ohne klar formulierte Ziele ist es schwer, als Selbstständiger voran zu kommen. Nur wenn du eine genaue Vorstellung davon hast, wo du hin möchtest und was du erreichen willst, kannst du auch deine nächsten Schritte und Handlungen planen.
Ein Zitat von Gotthold Ephraim Lessing bringt es gut auf den Punkt: „Der Langsamste, der sein Ziel nicht aus den Augen verliert, geht immer noch schneller als der, der ohne Ziel herumirrt.“